Am 4. November 2011 ging SELBSTHILFE-Inter@ktiv an den Start, ein gemeinsames Onlineangebot der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) und des Vereins Selbsthilfekontaktstellen Bayern e.V. mit seiner Geschäftsstelle SeKo. Die neue Plattform www.selbsthilfe-interaktiv.de bietet Informationen aus Betroffenenperspektive, einen geschützten Erfahrungsaustausch im Web 2.0 und hat den Anspruch seriös und nicht kommerziell zu sein.
Kompetenz aus Betroffenheit und Erfahrungsaustausch - Selbsthilfe in der Gruppe
Wenn sich Menschen mit einem gemeinsamen Problem oder einer gemeinsamen Erkrankung zusammenschließen um sich gegenseitig zu helfen, zu stärken und einander halt zu geben, dann kann man von (gemeinschaftlicher) Selbsthilfe sprechen.
Mitglieder von Selbsthilfegruppen sind und werden Experten in eigener Sache. Ihre Kompetenz in vielfältigen Fragen zu Bewältigung und Umgang mit Problemen und Krankheiten erwächst dabei aus eigener Betroffenheit und aus dem wachsenden Erkenntnisschatz durch den Austausch mit anderen Betroffenen.
Selbsthilfe und Selbstorganisation dienen den Betroffenen, aber auch deren Angehörigen und Freunden als Bewältigungsform von Krankheit, Behinderung und sozialen wie psychosozialen Problemen. Dabei werden außerhalb alltäglicher menschlicher Beziehungen, wie beispielsweise in der Familie, Möglichkeiten der Information und des Erfahrungsaustausches in Gruppen gesucht und angeboten.
Es geht aber auch um Geselligkeit, Wissenserwerb und um gemeinsames Lernen, um Kooperation mit Versorgungseinrichtungen sowie um Öffentlichkeitsarbeit und Interessenvertretung. Dies alles und noch mehr wird in der konventionellen gruppenorientierten Selbsthilfe und in Selbsthilfevereinigungen praktiziert. Selbsthilfe ist somit zu einer ergänzenden Säule im Gesundheits- und Sozialwesen geworden.
Selbsthilfe 2.0
Mit dem neuen Projekt SELBSTHILFE-Inter@ktiv werden die wichtigsten Aspekte gemeinsamer Problem- und Krankheitsbewältigung aufgegriffen und an moderne Kommunikationsformen herangeführt. Damit reagieren die Betreiber des Portals auf die neuen Formen virtuellen Austausches von Menschen, der große Chancen bietet und zunehmend beliebter wird, jedoch in einem weitgehend unregulierten Raum stattfindet, was wiederum Risiken birgt.
Der Zugang zur Selbsthilfe wird zwar durch den niegrigschwelligen Einstieg insbesondere für tabuisierte Themen erleichtert und vor allem immobile Menschen sowie Betroffene, die in entlegeneren Gebieten wohnen, können ohne weitere Mühen an virtuellen Gesprächen partizipieren und Informationen einholen. Doch bewegt man sich im Netz oft ganz unbewusst in einem hochgradig öffentlichen Raum. Persönliche Daten und gegebenenfalls kompromittierende Informationen, die man von sich und anderen preisgibt, werden womöglich auf fremden Servern gespeichert, vervielfältigt und im Netz weiterverbreitet.
Erklärtes Ziel sei es, so die Betreiber des Angebotes, eine unabhängige und geschützte Plattform für den Austausch von Selbsthilfeinteressierten und Betroffenen im weltweiten Netz zu schaffen. Auch Menschen, die mit der Nutzung von Foren noch unerfahren sind, sollen sich sicher und ohne Angst vor Datenmissbrauch unabhängig informieren und einbringen können. Diese Garantie ist wichtig und unterscheidet die Plattform von anderen Angeboten.
Einerseits geht es bei vielen Betroffenen um äußerst sensible Themen, als Beispiel seien hier alle denkbaren Formen von Sucht genannt. Eine Offenlegung solcher Informationen kann für die Betroffenen im privaten sowie im beruflichen Bereich weitreichende negative Konsequenzen haben. Andererseits stehen in der Selbsthilfe die meisten Probleme mit körperlichen Leiden wie Erkrankungen und Behinderungen in Zusammenhang. So finden sich Selbsthilfegruppen und -vereinigungen immer wieder im Visier diverser Pharmaunternehmen, die ihre Produkte anpreisen und absetzen wollen.
Weiter soll die Plattform den Nutzerinnen und Nutzern auch als Wegweiser im „Dickicht“ der Möglichkeiten für virtuelle Selbsthilfe im Netz dienen und zu seriösen Diskussionsforen und Onlineangeboten für Betroffene führen.
Wer mehr rund um das Thema Selbsthilfe wissen möchte, eine Selbsthilfegruppe oder -vereinigung sucht bzw. gründen möchte oder Ansprechpersonen im Gesundheits-, Versorgungs- und Sozialwesen sowie zu seltenen Erkrankungen sucht, kann bei der NAKOS entsprechende Informationen einholen - www.nakos.de