Coaching auf psychoanalytischer Grundlage
Coaching ist ein Begriff, der einem immer wieder begegnet. Doch worum es sich hierbei eigentlich handelt, bleibt dabei oftmals ambivalent, unentschieden und unklar.
Allgemein ist Coaching als Sammelbegriff zu verstehen, der unterschiedliche Beratungsmethoden zu den gewählten Tätigkeits- und Themenbereichen umfasst. Diese beziehen sich auf Management und Führungsbereiche innerhalb von Unternehmen, reichen aber auch in Bereiche wie Sport, Gesundheitsförderung und andere Interaktion von Leib und Seele hinein. - Entscheidend ist folgende Differenzierung: Anders als bei klassicher Beratung wird hier durch einen entsprechenden Mediator ein direkter und praktischer Lösungsvorschlag erarbeitet.
Angewendete Methoden dieser speziellen Beratungsform beruhen auf neuropsychologischen, psychoanalytischen und anderen wissenschaftlichen Grundlagen, die die Komplexität des menschlichen Denkens und Handelns thematisch bearbeiten. Dies ermöglicht eine an den Klienten angepasste Herangehensweise, eine Veränderung der Gesamtheit der Arbeitsweise sowie eine Anregung zur Selbstreflexion. Hierbei werden Bereiche des Vorbewussten und manchmal des Unbewussten zum Thema und zur Praxis des Coaching.
Nun stellt sich die Frage, welche Praktiken Coaching letztendlich beinhaltet und in welchen Bereichen es eingesetzt wird? Generell ist darunter eine Form des geführten mentalen Trainings bzw. der Beratung definiert. Es unterstützt durch diskursives Arbeiten und Durchbrechen von bereits verankerten Denkmustern individuelle Problembewältigung auf Grundlage des psychoanalytischen Apparates des Klienten in dessen Umfeld. Die zu ergründenden Symptome oder Konflikte gehen im Bereich des Coaching nicht auf eine körperliche und krankheitsbedingte Ursache zurück, sondern auf eine unternehmenseigene Umgebung.
Der Mensch, seine Psyche und sein Tun in seinem Umfeld stehen im Vordergrund. Dies beinhaltet gesellschaftliche Muster sowie weiterhin interne Strukturen in der Organisation und natürlich die eigene Persönlichkeit des sog. Coachees, des Klienten. Schon Freud untersuchte dieses komplexe Konstrukt der menschlichen Persönlichkeit. Trotz dieses Stellenwertes von Coaching für die Handlung und das Verhalten von Einzelpersonen und Gruppenformierung, ist dieses in Deutschland weniger weit verbreitet als in anderen Ländern. Vorreiter in diesem Bereich sind seit den 1970er Jahren die USA. Das Konzept selbst ist also nicht neu, ihm wird allerdings eine neue Bedeutung, auch durch Erkenntnisse der Neurowissenschaften, beigemessen.
Auch für den Frankfurter Psychotherapeuten Christoph von Gierke stellt das Coaching eine Form der Persönlichkeitsentwicklung dar, welche das Berufsleben auf dem Hintergrund des eigenen Narrativs, der eigenen Geschichte und deren Entwicklung folgend wirkungsvoll beeinflussen kann, um daraus eine Perspektive zu entwickeln. Gerade deshalb geht Gierke auch davon aus, dass sich Coaching in naher Zukunft weiter verbreiten wird.
Dieser Gedanke scheint sich durchaus zu bewahrheiten, da bereits vergleichbare, auf Gruppendynamik und Umdenken bezogene Herangehensweisen wie etwa Design Thinking großen Anklang finden und Arbeitsmethoden revolutionieren. Die Bedeutsamkeit dieser sozialen und mentalen Prozesse hat sich aus dem Privatbereich bis ins Berufsleben hinein etabliert und wird weiterhin an Wert für in Unternehmen tätige Individuen sowie, vermittelt darüber, für den gesamten Betrieb gewinnen.
Quellen: http://www.von-gierke.eu/coaching/ Coaching, in: DORSCH, Lexikon der Psychologie Coutu, D. und Kauffman, C: What Can Coaches Do for You? In: Harvard Business Review, January 2008; Hamlin, R. et al.: The Emergent Coaching Industry: A Wake-up Call for HRD Professionals. In: Human Resource Development International, Vol. 11 (2008)